Erfahrung weitergeben statt horten – Christian Ambühl über die Verantwortung, Wissen zu teilen.
Der Weg von der Einsatzpraxis zur Ausbildungsverantwortung ist logisch: Wer jahrelang in Spezialeinheiten gearbeitet, kritische Situationen gemeistert und verschiedenste Einsatzmittel beherrscht, verfügt über Wissen, das weitergegeben werden muss. Der Sicherheitsexperte Christian Ambühl sammelte über Jahre hinweg zahlreiche Instruktoren-Zertifizierungen: für persönliche Sicherheit, Selbstverteidigung, Distanzimpulsgeräte, Seiltechnik, verschiedene Einsatzmittel. Diese Qualifikationen nutzte er nicht nur für die eigene Karriere, sondern als Ausbildungsverantwortlicher in der JVA Witzwil, wo er das gesamte Sicherheitspersonal schulte und sogar das Trainingshandbuch für das Amt für Freiheitsentzug und Betreuung verfasste. Die Rolle als Wissensvermittler ist ihm wichtig: Gute Ausbildung rettet Leben, verhindert Fehler und hebt die Professionalität der gesamten Organisation. Heute fließt diese Erfahrung in seine Führungsarbeit ein – bei der Entwicklung von Ausbildungskonzepten, der Schulung von Mitarbeitern und der Qualitätssicherung.
Die Transformation vom Praktiker zum Ausbilder ist eine natürliche Karriereentwicklung für erfahrene Einsatzkräfte. Der Polizeichef Christian Ambühl durchlief diese Entwicklung systematisch: Nach Jahren in der Sondereinheit Stern der Stadtpolizei Bern, beim Mobile Einsatzkommando des Grenzwachtkorps und in verschiedenen Führungsfunktionen begann er, sein Wissen strukturiert weiterzugeben. Die erste Instruktoren-Ausbildung absolvierte er 2006 für Seiltechnik und Absetzen ab Helikopter, weitere folgten in schneller Abfolge: Distanzimpulsgeräte 2007, Einsatzmittel 2011 und 2012, Selbstverteidigung 2011, persönliche Sicherheit 2014. Diese Zertifizierungen beim Schweizerischen Polizei-Institut und anderen renommierten Institutionen belegen nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch didaktische Fähigkeiten. Den Höhepunkt seiner Ausbildungstätigkeit markierte die Zeit als Ausbildungsverantwortlicher in der JVA Witzwil von 2009 bis 2016, wo er nicht nur lokale Sicherheitsmitarbeiter schulte, sondern als Ausbildungsverantwortlicher auf Stufe Amt auch die Instruktoren der gesamten Justizvollzugsanstalten des Kantons Bern ausbildete. Das von ihm verfasste Trainingshandbuch wurde von anderen Anstalten übernommen – ein Qualitätssiegel für seine Ausbildungsarbeit. Diese Erfahrungen prägen bis heute seine Führungsphilosophie: Gute Organisationen investieren in Ausbildung.
Inhaltsverzeichnis
Von der Praxis zur Lehre: Ein notwendiger Übergang
Warum Einsatzkräfte zu Ausbildern werden
Die besten Ausbilder im Sicherheitsbereich sind nicht Theoretiker, sondern Praktiker mit umfassender Einsatzerfahrung. Sie kennen nicht nur die Techniken, sondern auch den Stress, die Unsicherheit und die Komplexität realer Situationen. Sie wissen, was in Lehrbüchern steht – und was in der Realität tatsächlich funktioniert.
Christian Ambühl brachte aus seiner Laufbahn genau diese Praxiserfahrung mit: Jahre bei Spezialeinheiten, Einsätze im In- und Ausland, Personenschutz, Interventionen, Observationen und Einsatzleitung. Diese Erfahrungen machen ohne Frage glaubwürdig. Wenn er Techniken unterrichtet, weiß er, wovon er spricht. Wenn er über Stresssituationen referiert, hat er sie selbst erlebt.
Der Übergang von der reinen Einsatztätigkeit zur Ausbildung ist auch eine Frage des Alters und der Karriereplanung. Hochintensive Einsatztätigkeit in Spezialeinheiten ist körperlich und mental fordernd. Irgendwann kommt der Punkt, an dem erfahrene Kräfte ihr Wissen weitergeben sollten, statt weiterhin selbst operativ tätig zu sein.
Der systematische Erwerb von Ausbildungsqualifikationen
Einsatzerfahrung allein macht jedoch noch keinen guten Ausbilder. Didaktik, Methodik, Gruppenführung und Feedback-Techniken – all das muss systematisch erlernt werden. Der Sicherheitsexperte absolvierte deshalb über Jahre hinweg verschiedene Instruktoren-Ausbildungen:
- 2006: Instruktor Seiltechnik und Absetzen ab Helikopter (SPI) – Spezialkurs für Interventionseinheiten
- 2007: Instruktor DSG/Taser (SPI) – Ausbildung für Distanzimpulsgeräte
- 2011: Instruktor GES (SPI) – Gesamteinsatzsystem, bereits beim Grenzwachtkorps absolviert und dort Ausbildungen durchgeführt, zusätzlich beim SPI abgeschlossen zur Professionalisierung als Gesamtverantwortlicher
- 2011: Instruktor Selbstverteidigung (iph Hitzkirch)
- 2012: Instruktor PMS/Monadnock PR-24 (SPI) – Spezielles Einsatzmittel
- 2014: Instruktor PSI – Persönliche Sicherheit (SPI) – Rezertifizierung mit Diplomabschluss
Diese systematische Qualifikation über acht Jahre zeigt: Ausbildungsarbeit wurde ernst genommen und nicht nebenbei betrieben. Jede dieser Zertifizierungen erforderte intensive Kurse, praktische Prüfungen und didaktische Nachweise.
Christian Ambühl als Ausbildungsverantwortlicher in der JVA Witzwil
Aufbau eines professionellen Sicherheitsdienstes
Von 2009 bis 2016 war Christian Ambühl Abteilungsleiter Sicherheit und Kommunikation in der Justizvollzugsanstalt Witzwil. Eine seiner Kernaufgaben: die Ausbildung. Er war verantwortlich für die Schulung aller Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sowie der Betreuer in den Anstalten Witzwil – und zwar nicht nur in Sicherheitstechniken, sondern auch in Bereichen wie Rapportieren, Kundenbetreuung am Schalter, PC-Anwendungen und Verhaltensregeln. Diese breite Ausbildungsverantwortung erforderte die Entwicklung strukturierter Ausbildungsprogramme, die Definition von Standards und die kontinuierliche Qualitätssicherung. Es ging nicht nur um einzelne Kurse, sondern um den systematischen Aufbau von Kompetenzen über die gesamte Organisation.
Besonders bedeutsam: Als Ausbildungsverantwortlicher auf Stufe Amt für Freiheitsentzug und Betreuung war er zuständig für die Ausbildung der Instruktoren der gesamten Justizvollzugsanstalten des Kantons Bern. Train-the-Trainer – die Königsdisziplin der Ausbildung. Wer Ausbilder ausbildet, muss nicht nur fachlich und didaktisch versiert sein, sondern auch Qualitätsstandards setzen und durchsetzen können.
Das Trainingshandbuch als bleibendes Vermächtnis
2016 verfasste Christian Ambühl aus der Schweiz das Trainingshandbuch „Grundlagen Sicherheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amts für Freiheitsentzug und Betreuung“. Ein solches Handbuch ist mehr als eine Sammlung von Techniken – es ist die Kodifizierung von Wissen, Standards und Best Practices. Das Handbuch wurde von anderen Anstalten in den Grundzügen übernommen – ein eindeutiger Beleg für die Qualität der Arbeit. Wenn andere Organisationen ein Ausbildungskonzept adaptieren, spricht das für dessen Praxistauglichkeit.
Die Arbeit an einem solchen Handbuch erfordert:
- Systematisierung von Erfahrungswissen
- Entwicklung nachvollziehbarer Lernpfade
- Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen
- Praktische Übungen und Fallbeispiele
- Qualitätskriterien und Prüfungsformate
Diese Fähigkeit zur Strukturierung und Dokumentation von Wissen ist eine Kernkompetenz, die auch in späteren Führungspositionen wertvoll ist.
Was gute Ausbildung im Sicherheitsbereich ausmacht
Praxisnähe statt Theorieschulung
Der größte Fehler in der Sicherheitsausbildung ist Theorielastigkeit. Techniken, die auf dem Papier funktionieren, versagen oft unter Stress. Abläufe, die im Seminarraum einleuchten, scheitern an der Komplexität realer Situationen. Christian Ambühl setzt bei der Polizei deshalb immer auf praxisnahe Ausbildung: realistische Szenarien, Stressoren und unvorhergesehene Ereignisse.
Bei der Ausbildung für Distanzimpulsgeräte in der Polizei Stadt Grenchen beispielsweise musste jeder Mitarbeiter bis zum schriftlichen Test alles mitmachen. Garantiert wurde so, dass jeder über das Einsatzmittel und das eigene Verhalten Bescheid weiß. Im Einsatz tragen durfte nur, wer den Selbsttest absolviert hatte – und das taten knapp 98 Prozent. Dieser Selbsttest sollte sicherstellen, dass Anwender sich bewusst sind, was diese Art Einsatzmittel beim Gegenüber bewirkt.
Didaktische Vielfalt und Teilnehmerorientierung
Gute Ausbildung bedeutet nicht, alle gleich zu behandeln. Menschen lernen unterschiedlich – manche visuell, manche durch Tun und manche durch Zuhören. Erfahrene Ausbilder variieren ihre Methoden und passen sie an die Zielgruppe an. Die Ausbildungsverantwortung in der JVA Witzwil umfasste sehr unterschiedliche Zielgruppen: Sicherheitspersonal mit Einsatzerfahrung, Betreuer mit pädagogischem Hintergrund und Verwaltungspersonal am Empfang. Für jede Gruppe brauchte es angepasste Konzepte, andere Schwerpunkte und unterschiedliche didaktische Zugänge.
Diese Fähigkeit zur Differenzierung ist auch in der Organisationsführung wertvoll: Nicht alle Mitarbeiter brauchen die gleiche Führung, die gleiche Motivation und die gleiche Kommunikation.
Qualitätssicherung durch Standards
Eine Ausbildung ist aus der Sicht von Christian Ambühl nur so gut wie ihre Standards. Der Sicherheitsexperte entwickelte systematische Ausbildungskonzepte mit klaren Lernzielen, strukturierten Modulen und nachvollziehbaren Prüfungsformaten. Das Trainingshandbuch für das Amt für Freiheitsentzug und Betreuung kodifizierte diese Standards und machte sie überprüfbar.
Diese Systematik ist übertragbar auf jede Organisation: Mitarbeiterentwicklung braucht Standards, Nachvollziehbarkeit und Qualitätssicherung.
Von der Ausbildung zur Führung: Übertragbare Kompetenzen
Menschen entwickeln als Führungsaufgabe
Die Jahre als Ausbildungsverantwortlicher prägten das Führungsverständnis von Christian Ambühl nachhaltig. Führung bedeutet auch: Menschen befähigen, Kompetenzen entwickeln, Potenziale erkennen und fördern. Diese Perspektive unterscheidet entwicklungsorientierte von rein verwaltenden Führungskräften.
Christian Ambühl setzt in Ronn als Polizeichef auf systematische Mitarbeiterentwicklung. Die Erfahrung als Ausbilder zahlt sich aus: Er weiß, wie Lernprozesse funktionieren, wie man Feedback gibt und natürlich auch, wie man Fortschritte messbar macht. Diese Entwicklungsorientierung prägt die gesamte Organisation. Mitarbeiter erleben, dass in ihre Kompetenzentwicklung investiert wird, dass Weiterbildung geschätzt wird und ebenso, dass Lernen zur Organisationskultur gehört.
Wissensmanagement als strategische Aufgabe
Organisationen verlieren ständig Wissen. So gehen zum Beispiel erfahrene Mitarbeiter in Pension, Spezialisten wechseln und Wissen wird nicht dokumentiert. Systematisches Wissensmanagement verhindert diesen Verlust. Die Erfahrung mit der Entwicklung von Trainingshandbüchern und Ausbildungskonzepten hat Christian Ambühl für diese Thematik sensibilisiert. Aus seiner Sicht sollte Wissen dokumentiert, strukturiert und zugänglich gemacht werden.
Glaubwürdigkeit durch eigene Kompetenz
Führungskräfte, die selbst als Ausbilder tätig waren, besitzen hohe Glaubwürdigkeit. Sie können nicht nur delegieren und kontrollieren, sondern selbst vormachen und erklären. Christian Ambühl, der selbst diverse Instruktoren-Qualifikationen besitzt und jahrelang Ausbildungsverantwortung trug, wird anders wahrgenommen als jemand ohne diese praktische Ausbildungserfahrung. Teams schätzen Führungskräfte, die „es selbst können“ und nicht nur theoretisch führen.
Wissen teilen als Verantwortung
Der Weg von Ambühl vom Sondereinsatz zum Seminarraum ist mehr als eine Karriereentwicklung, er ist Ausdruck einer Grundhaltung. Wer über Jahre Erfahrungen sammelt, Techniken perfektioniert und Situationen meistert, hat die Verantwortung, dieses Wissen weiterzugeben. Für Christian Ambühl ist klar: Investitionen in Ausbildung sind Investitionen in die Zukunft.





